Ökologisch, gesund und einsatzfähig
Wie kein anderer Baustoff erfüllt Lehm ökologische und baubiologische Anforderungen. Er ist örtlich verfügbar, schont Ressourcen und ist beliebig wieder verwertbar. In der Herstellung benötigt er wenig Energie, er ist angenehm zu verarbeiten und gibt keine Schadstoffe ab.Als loses Rohmaterial lässt sich Lehm vielfältig für die verschiedensten Einsatzgebiete aufbereiten.
Eine Vielzahl verschiedener Zusätze wie Stroh- oder Holzhäcksel, Hanffasern oder Hobelspäne sorgen für unterschiedliche Festigkeiten, Elastizität oder wärmedämmende / wärmespeichernde Eigenschaften. Im Gegensatz zu den neuen Baustoffen kann Lehm alte Fachwerkwände natürlich konservieren. Er zieht Wasser vom Holz ab und hält so die Balken trocken. Aufgrund seiner Bindekraft und seiner plastischen Formbarkeit lässt sich Lehmputz wie kaum ein anderes Baumaterial modellieren und auch in großen Schichtstärken auftragen.
Kleine Lehmkunde
Lehmbaustoffe
Lehmbaustoffe sind ungeformte oder geformte Baustoffe aus ungebranntem
Lehm mit oder ohne Zuschläge. Lehmbaustoffe sind dadurch gekennzeichnet,
dass sie durch Austrocknen fest und jederzeit durch
Feuchtigkeitsaufnahme wieder weich werden. Durch die Zugabe von
Zuschlägen mineralischer oder pflanzlicher Herkunft kann die
Trockenschwindung und Rissbildung verringert, die Zug-, Druck- bzw.
Abriebfestigkeit erhöht oder die Wasserempfindlichkeit herabgesetzt
werden.Stampflehm
Stampflehm ist feinkrümelig und erdfeucht aufbereiteter Lehmbaustoff, der nach Verdichtung und Austrocknung Rohdichten zwischen 1700 und 2200 kg/m³ erreicht. Er ist damit der “schwerste” Lehmbaustoff. Stampflehm kann deshalb zu tragenden Lehmbauteilen verarbeitet werden, und zwar mittels Schalung und lagenweisem Einbau.Wellerlehm
Der Wellerlehm ist im traditionellen Lehmbau ebenfalls in einer eigenständigen Bauweise, als “Lehmwellerbau”, verarbeitet worden. Vom Stampflehm unterscheidet er sich durch den Zuschlag von Stroh, wodurch der Wellerlehm mit einem Rohdichtebereich von 1500 bis 1800 kg/m³ auch “leichter” ist. Er wurde ebenfalls zu tragenden Wandkonstruktionen verarbeitet, heute wird er allerdings allenfalls bei der Reparatur bestehender Gebäude verarbeitet.Strohlehm
Stroh- oder Faserlehme sind Mischungen aus aufbereitetem Baulehm und pflanzlichen Faserstoffen, vorwiegend Stroh. Strohlehm wird in plastischer Konsistenz verarbeitet und heute vor allem im Sanierungsbereich, z.B. bei der Fachwerkausfachung, angewendet.Leichtlehm
Aufbereiteter Baulehm wird in breiig bis flüssiger Konsistenz mit organischen oder mineralischen Leichtzuschlägen gemischt. Als organische Zuschläge kommen vor allem Stroh und Holzhackschnitzel, als mineralische Zuschläge thermisch geblähte Materialien (Blähton, Blähschiefer u.a.) zum Einsatz. Vor allem im Bereich der Bausanierung werden Leichtlehme bevorzugt verwendet.Lehmschüttung
Aufbereiteter Baulehm kann mit organischen oder mineralischen Zuschlägen vermischt als Baulehmschüttung erdfeucht zur Verfüllung waagerechter Bauteile, z. B. Balkendecken oder Hohlräume, eingebaut werden. Als Baulehme können auch solche Lehme eingesetzt werden, deren Bindekraft für die Herstellung geformter Lehmbaustoffe und -bauteile nicht ausreichend ist.Lehmmörtel
Lehmmörtel sind mit feinkörnigen und / oder feinfaserigen Zuschlagstoffen gemagerte Baulehme. Für werksmäßig hergestellte Lehmmörtel gelten die DIN 18946 – Lehmmauermörtel bzw. DIN 18947 – Lehmputzmörtel. Entsprechend ihrer Verwendung werden sie als Lehmmauermörtel, Lehmspritzmörtel oder Lehmputzmörtel bezeichnet.Lehmmauermörtel werden zum Vermauern von Lehmsteinen, aber auch von künstlichen, gebrannten oder Natursteinen eingesetzt. Sie werden i.d.R. mit Sand gemagert.
Lehmspritzmörtel werden zur Ausfachung von Fachwerkkonstruktionen, zur Erstellung von Vorsatzschalen und Innenwänden oder als Deckenfüllung eingesetzt.
Lehmputzmörtel werden zum Verputz von Wand- und Deckenoberflächen im Innenbereich oder auch auf Schlagregen geschützen Außenwandoberflächen eingesetzt. Sie werden mit Sand, Stroh oder anderen pflanzlichen Faserstoffen gemagert.
Alle Lehmmörtel stehen heute in einer großen Vielfalt an Rohdichteklassen, Zuschlagstoffen und Farben als Fertigprodukt in verschiedenen Verpackungsformen zur Verfügung.
Lehmsteine
Lehmsteine können durch verschiedene Verfahren der Formgebung aus den o.g. ungeformten Lehmbaustoffen hergestellt werden. Für werksmäßig hergestellte Lehmsteine gelten die DIN 18945 – Lehmsteine. Demnach sind insbesondere die Anwendungsklassen der auf den Markt gebrachten Lehmsteine zu deklarieren und einzuhalten. je nach Rohdichteklasse werden Lehmsteine mit Lehmmauermörtel nach den Regeln des Mauerwerksbaus zu tragenden oder nicht tragenden Bauteilen verarbeitet.Durch die Formgebung wird erreicht, dass ein in seiner inneren Struktur und seinen Materialeigenschaften homogen geformter Lehmbaustoff entsteht. Übliche Verfahren sind das Handstrichverfahren (“Patzen”), das Pressen und das Strangpressen, welches das übliche Formgebungsverfahren in der Ziegelindustrie ist.
Nach dem Strangpress-Verfahren hergestellte Steine für die Ziegelindustrie, die ungebrannt im Lehmbau verarbeitet werden, bezeichnet man als Grünlinge. Sie besitzen aufgrund ihrer hohen Verdichtung und ihres sehr feinkörnigen Mineralgerüstes eine hohe Rohdichte, reagieren jedoch sehr empfindlich auf Feuchtigkeit, ihre Anwendung ist deshalb auf den nicht tragenden Innenbereich, z.B. als Decken- oder Wandfüllungen, begrenzt.
Lehmplatten
Lehmplatten können durch verschiedene Verfahren der Aufbereitung und Formgebung aus den o.g. ungeformten Lehmbaustoffen i.d.R. unter Zugabe von Tonmehl hergestellt werden und bereichern die Baustoffpalette des Trockenbaus. Ihre Einsatzgebiete im Trockenbau sind vielfältig: als Wand- oder Deckenbekleidungen, nicht tragende Trennwände mit Unterkonstruktion, Putz-“ersatz” oder als “verlorene” Schalung.Quelle: Dachverband Lehm e.V.
http://www.dachverband-lehm.de/
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