Samstag, 20. Juni 2015

Mosaikkunst in Spilimbergo – Teil 2

Saggio Finale: Phönix aus der Asche


„Hier war sie nun: die letzte Woche im zweiten Jahr in Spilimbergo. Wieder ein saggio finale, diesmal aber sehr viel freier in der Wahl von Motiv, Umsetzung, Material und Technik. Diesmal hatten wir 6 Tage Zeit für die Abschlussarbeit, und zwischendurch waren es hier 32 Grad :-)
Die Hitze passte thematisch ganz gut zu meinem Mosaik: Phönix aus der Asche, aus Filets aus Vulkanstein, in 3D gearbeitet.

Wie es zu dem Motiv und der Arbeitsweise kam? Sagen wir mal über Umwege:
Vielleicht habe ich hier schon mal von meiner Liebe zur Stadt Neapel erzählt, der Stadt in der man in jeder Ecke ein Theater erlebt und eine Energie zu spüren ist, die für mich auch stark mit dem Vesuv verbunden ist, der Stadt in der meine Mutter geboren ist, ich ein Jahr meines Studiums verbracht und sozusagen meine italienische Hälfte entdeckt habe, die sich bis dato aufs Bestellen von Eis und Pizza auf Italienisch beschränkte. Der Stadt, die den Charme einer arabisch anmutenden Großstadt hat und trotz all ihrer Probleme – oder vielleicht gerade deshalb – ihre Schönheit nicht verschleiern kann. Der Stadt, in der ich zum ersten Mal wirklich fasziniert von Mosaiken war, im Museo Nazionale und in Pompeji.
Diese Stadt wollte ich in einem Mosaik verewigen und als allererstes fiel mir dazu Pulcinella ein, sozusagen das Wahrzeichen der Stadt und sehr Sinnbild für die verschmitzten Lebenskünstler, die sie bewohnen. Als echte Ode an Neapel wollte ich ein Material aus der Gegend nutzen. Mit dem Vesuv vor der Tür war klar, dass es Lavastein sein sollte. Also besorgte ich prompt 15 Kilo davon und fing an zu experimentieren.
Mit dem Thema des saggio im Hinterkopf „Stammi lontano“ (sinngemäß heißt dies „Bleib mir vom Leib“ und spielt darauf an, dass das Motiv erst aus gewisser Entfernung zu erkennen ist) und einer Illustration von Pulcinella als Inspiration legte ich die Lavasteine mal in Urform, mal mit dem Hammer geteilt, mal mit anderem Material kombiniert vor mich hin und versuchte unterschiedliche Arbeitsweisen.

Nach viel hin und her habe ich verstanden, dass mit der Vorgabe des Themas Pulcinella nicht so richtig zusammen passen würde. Beziehungsweise irgendwie sprang der Funke nicht über, weil das Material selbst nicht ausreichend zur Geltung kam. Also fing ich nochmal von vorne an, von der Lava ausgehend, die mich mehr und mehr faszinierte, und ohne Motivvorgabe im Kopf. Ich teilte sie mal in Stäbchen, mal in Würfel und probierte herum. Schließlich (mehr um Material zu sparen als alles andere, denn die 15 Kilo wurden irgendwie immer weniger) schnitt ich die Steine in Filets von ca. 3-4 mm. Und siehe da: auf einmal ergaben sich wunderschön ausgefranste Formen, mit glatter Oberfläche, in verschiedenen Farbnuancen und mit eingeschlossenen Details, die mal wie Kohle, mal wie kleine Diamanten aussahen. Mit diesen Formen startete ich neu, und kam sofort auf Tausend Ideen. Zuallererst aber auf einen Vogel. Und dann auf diesen Vogel aus Asche.
Die in Farbe, Textur und Form variierenden Teilchen habe ich übereinander gelagert und durch diese Technik Licht und Schatten, Formen der Flügel und des Körpers des Originalmotivs von UK Illustratorin Amy Holliday herausgearbeitet.

Ich bin völlig begeistert von der Vielfalt der Lava und es wird sicher nicht die letzte Arbeit sein, die ich damit umsetze. Die Vielfalt der Projekte in unserer Schule könnt ihr euch den Sommer über übrigens vor Ort anschauen. In der Galerie oben seht ihr ein paar Eindrücke aus dem Klassenraum diese Woche. Von Glas, Ton, Kreide, über Stecknadeln und Schrauben war an Material so ziemlich alles dabei, und ähnlich breit gefächert waren die Ergebnisse.“

Quelle: http://www.mused-mosaik.de

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