Montag, 27. März 2017

Schöpferische Spielereien mit einem 12.000-Volt-Erdkabel

Ein 12.000-Volt-Erdkabel mutiert zu Kleinkunst
Ein Beitrag von Jens Johannsen
 
Es war nur ein kleiner Unfall, so schien es jedenfalls, ohne Verletzte und ohne einen
erkennbaren Schaden am Unfallauto. Doch die Bauarbeiter des Energieversorgungsunternehmens, die gerade ihr neues 12.000-Volt-Erdkabel im
Austausch gegen ein altes verlegen wollten, kamen zu einem anderen Ergebnis. Das
Unfallfahrzeug hatte das noch oberirdisch liegende Kabel geprellt, und um mögliche
unsichtbare Schäden, besonders auch im Innern des Kabel auszuschließen, wurde
entschieden, dass vorsorglich eine Kabellänge von 30 Metern abgetrennt und entsorgt
werden musste. Technisch keine schwierige Angelegenheit, wie interessierte
Passanten beobachten konnten, denn mit jeweils nur einem Handgriff an der
Kabelschere wurden Teilstücke in Längen von etwa 1,5 Meter zugeschnitten und zum
Fachleute mögen entscheiden, ob hier von Drähten
oder von Litzen die Rede sein sollte

Abtransport bereitgestellt.
Eines dieser einigermaßen leicht tragbaren Längen weckte erhebliche Begehrlichkeiten, die bei den Arbeitern bei Nachfrage um Mitnahme, freundliche Zustimmung erhielt. Die Erlaubnis war erteilt und das Kabel wanderte in die private Kellerwerkstatt. Das Basteln konnte beginnen.
Die treibende Kraft, um Herauszufinden, wie so ein Erdkabel aufgebaut ist, die
technische Neugier, konnte sich nun spontan entfalten.
Die wesentlichen Merkmale des Erdkabels, zwei feste, kaum auftrennbare Isoliermäntel aus relativ hartem Kunststoff, getrennt von 38 dünnen Kupferfäden und einem dünnen Kupferband zur Vermeidung von Kriechströmen, geben nach der Entfernung dieser zwei Isoliermäntel den Blick auf die in drei Lagen kunstvoll
gewundenen 37 Einzeldrähte aus Aluminium frei.

 

Eine Blume, die ewig blüht
Die Wahl von Aluminium als Leitermaterial mag erstaunen, dieser Werkstoff ist ein
schlechterer Leiter als Kupfer, die geringeren Kosten des Aluminiums dürften wohl den Ausschlag gegeben haben.
Die Aluminium-Einzeldrähte in angemessener Länge, z. B von 50 cmso war die erste
Planung aus dem Erdkabel herauszulösen, erfordert erhebliches Geschick,
Anstrengung und Mühe, und dann taucht zwangsläufig die Frage auf, was nun mit
diesen 3 mm dicken Drähten geschehen soll. Die Suche und das Überlegen nimmt seinen Lauf; die entsprechenden Ideen scheinen sich wie zufällig und spontan einzustellen.
Dass an dieser Stelle der bekannte Zeichner und Künstler Picasso mit seinen nicht
unbekannten, in Strichform gezeichneten Tierbildern ins Spiel gekommen ist, mag
erstaunen. Aber Picassos Zeichnung vom Hund und die anderen Strichbilder sind
recht bekannt und zum Nachformen in Draht wie geschaffen.
Kunst trifft an dieser Stelle, wie man sieht, wie zufällig auf Technik.
Aus der Zusammenstellung von zwei Pelikanen und zwei Kamelen entstand das Foto unten, das als Postkarte gedacht ist und in dieser Ausgestaltung Liebhaber
gefunden hat.


Ein „künstlerischer Zoo“ wird eine reizvolle Postkarte

Das Biegen der Tierbilder mag so manchen an seine erste Eignungsprüfung beim Arbeitsamt und der Berufsberatung zur Berufsfindung erinnern, so jedenfalls für Hamburger Lehrlinge im Metallgewerbe in den 50zigern.
Der Spaß an den ausdrucksvollen Produkten ist enorm und wird spätestens dann spürbar, wenn Freunde und Bekannte ihr Urteil abgeben und so ein Tier als Geschenk mit nach Hause nehmen.
Eine Marktlücke konnte mit dieser Kleinkunst allerdings nicht aufgetan werden, auch
nicht nach Einsatz einer einfachen Biegelehre, welche die Fertigung,
z. B. des Hundes, erheblich vereinfacht und die Fertigungszeit auf wenige Minuten
reduziert.


Eine bereits ausgediente MDF-Platte wird zur
Biegelehre

Auf der Suche nach geeigneten Anwendungen

 So lautete ein Urteil aus dem Fachhandel nach einer informellen Anfrage lapidar,
„..wir suchen hochpreisige Produkte“. Könnte das etwa bedeuten, dass der Al-Draht durch Golddraht ersetzt werden müsste ?


Quelle Text und Bildmaterial: Jens Johannsen

Sonntag, 19. März 2017

Holz und Leder

Unikate aus  Leder 


Der 39-Jährige Andreas Heine ist Experte für die Handwerkskunst aus dem Mittelalter. Seine Leidenschaft für Lederarbeiten hat das Mitglied eines Schützenvereins durch das Western-Schießen entdeckt. Da er schon immer handwerklich geschickt war, wollte er sich selbst einen Revolvergürtel anfertigen, der ihm genau passt. Nachdem ihm dieser erste Gürtel gelungen war, versuchte er immer wieder verschiedene Techniken. Und dieses Experimentieren begeistert den mittlerweile semiprofessionell tätigen Andreas Heine bis heute. Hauptberuflich ist er als Maschinendreher tätig. Die Leder- und Holzarbeiten, die er in seiner Werkstatt anfertigt, vertreibt er nebenberuflich. Seine Waren sind vor allem auf Mittelaltermärkten rund um die Region besonders gefragt – und das aus gutem Grund: Heine ist bekennender Fan des Mittelalters. Auf Mittelaltermärkten schlüpft er gerne in Wams und Lederhosen und die Rolle eines fahrenden Händlers. 
 

Quelle: lichtkunst.73  / pixelio.de

Aber nicht nur Besucher von Mittelaltermärkten rund um den Bodensee zählen zu seinen Kunden. Andreas Heine stellte in seiner 160 Quadratmeter großen Werkstatt in Mühlingen-Hecheln zuletzt 25 Ledergürtel für einen Fasnachtsverein aus Stockach her. An jedem dieser Ledergürtel, um die schmale Seile in den Farben rot, grün und gelb geflochten sind, habe er drei bis dreieinhalb Stunden gearbeitet. Er hat außerdem schon ein filigran gestaltetes Hundehalsband für einen Kunden in Hamburg angefertigt. Mittlerweile hat er über Facebook schon einen Online-Shop erstellt, aber leben kann Andreas Heine von seinem Hobby nicht.

Aber auch wenn Heine vor Fasnacht und im Sommer, wenn Mittelaltermärkte stattfinden, unter Zeitdruck steht, ist es ihm wichtig, das jedes seiner Produkte seinen Qualitätsansprüchen gerecht wird. Er achtet bei den Materialien darauf, dass sie aus der Region kommen und dass das Leder keine Schwermetalle enthält. Die ruhigeren Monate des Jahres verbringt er damit, neue Materialien und Arbeitstechniken auszuprobieren. 

Betritt man die Werkstatt von Andreas Heine, fühlt man sich fast schon ins Mittelalter zurück versetzt. Der Holzofen sorgt für Wärme, Fuchspelze und Trinkhörner baumeln von den Wänden. Sobald Heine von der Spätschicht nach Hause kommt, duscht er sich und isst zu Abend, während der Ofen in der Werkstatt vorheizt. Manchmal ist er dann sogar bis morgens um vier mit seinen Werkzeugen zu Gange.


Mehr Informationen finden Sie unter (Quelle):
www.suedkurier.de

Mittwoch, 22. Februar 2017

Das Destillat guten Stils

Traditionelle Handwerkskunst mit modernen Einflüssen


Es war nicht Bernd Grubers Kindheitstraum, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Das Interesse am handwerklichen Beruf des Tischlers hielt sich in Grenzen. Doch gegen seinen Vater konnte sich Gruber damals nicht durchsetzen, worüber er heute allerdings froh ist. Er ist zufrieden mit dieser Profession, ist glücklich und erfolgreich. 
 
Von links nach rechts: Philipp Hoflehner (Creative Director), Ruth Gruber (Finanzen und Personal), Bernd Gruber (Geschäftsführer)
  
1992 übernahm Bernd Gruber den 30 Jahre alten Betrieb seines Vaters in Stuhlfelden und wollte neue Perspektiven für den Tischlereibetrieb schaffen. Deshalb ergänzte er in mehreren Schritten den typischen Tischlereibetrieb um ein Atelier für Innenarchitektur. Er wollte etwas „Neues“ wagen und sich von anderen Tischlereien abheben. Somit eröffnete er in Kitzbühel mit seiner Frau Ruth ein kleines Geschäft. Sie hatte das feine Gespür für Ästhetik, Stil und Designverständnis, was für die Entstehung des Ateliers notwendig war. Heute gehört Bernd Gruber zu den exklusivsten Interior Design Unternehmen Österreichs und beschäftigt sich mit dem gesamten Spektrum der Innenarchitektur. 


Die Produktion und Verwaltung des Unternehmens ist auch heute noch in Stuhlfelden angesiedelt und wurde vor Kurzem erweitert. Jedes vom Kreativbüro geplante Stück wird hier unter der Leitung von Alois Steger produziert.
In seinen Planungen achtet Gruber auf das richtige Verhältnis zwischen traditioneller Handwerkskunst, modernen Einflüssen und regionalen Zitaten. Ein ausgeprägtes Gespür für Materialität, der Hang zur Perfektion und die Liebe zum Detail sind die Werte des Unternehmens, die von einem jungen und gut ausgebildeten Team von Handwerkern gesichert werden. Die Tradition bringt die Architektur dabei selbst mit und wird durch das hauseigene Handwerk fortgeführt. Bernd Gruber erschafft dabei Wohnräume, die so individuell sind wie die Menschen, die in ihnen wohnen. 


Die Meisterstücke des Innenarchitekten kann man in seiner Ausstellung in Aurach bestaunen.
Das modern eingesetzte Handwerk hat die Kraft auf seine ganz eigene Art zu überzeugen.

Mehr Informationen finden Sie unter (Quelle):
http://www.bernd-gruber.at
https://kurier.at 





Aus alt wird neu

In Göppingen werden alte Bücher gerettet und neue erschaffen

Mehr als 30 Jahre ist die 54-jährige Renate Schanz nun schon als Buchbinderin tätig. Die Buchbindemeisterin wollte eigentlich nach ihrem Schulabschluss ein Studium zur Grafikdesignerin absolvieren. Doch ein Bekannter gab ihr den Rat, sich doch einmal das Handwerk des Buchbinders anzuschauen. Diesen Tipp befolgte sie und machte am Hauptstaatsarchiv in Stuttgart ihre Ausbildung, bei der sie auch das Restaurieren von alten Büchern erlernte. Einige Jahre lang unterrichtete sie sogar den Nachwuchs des Buchbinderhandwerks in der Region Stuttgart. Da das früher noch solide Handwerk jedoch von immer weniger Menschen ausgeübt wird, musste Schanz das Unterrichten aufgeben. Es gab schließlich kaum noch jemanden, den sie hätte unterrichten können.

Doch Renate Schanz selbst hat trotzdem genügend Arbeit. Sie hat viele Privatkunden, für welche sie in die Jahre gekommene Bücher, wie alte Kinder- oder Kochbücher, repariert und herrichtet. Aber auch Sammler wenden sich an sie und lassen sich seltene Schriften detailgetreu wiederherstellen oder sich ein individuelles, neues Buch mit speziellem Einband oder anderen Wünschen erstellen. Außerdem gehören auch öffentliche Einrichtungen wie Archive und Museen zu ihrem Kundenstamm. Für diese muss Schanz Altersspuren wie gebrochene Buchrücken, gelöste Seiten oder beflecktes Papier beseitigen. Ihre Arbeit setzt sich zwei Drittel aus dem Reparieren und ein Drittel aus der Neugestaltung von Büchern zusammen.


Das alles geschieht in ihrer Buchbindewerkstatt in Hohenstaufen, wo sie seit neun Jahren lebt. Hier finden sich Geräte wie alte Pressen, ein Schneidetisch und verschiedene Spatel, die Buchbinder seit jeher verwenden. Auch ein großes Materiallager benötigt Schanz, in welchem sie Leder, Stoffe und Papier aufbewahrt. Sie lagert auch viele alte Gewebe, damit man später die Reparatur nicht sehe, so Schanz.
Bei der Gestaltung neuer Bücher und Mappen kann die Buchbindemeisterin ihre Kreativität ausleben. Sammler wünschen sich besondere Einbände, Fotografen besonders ausgefallene Mappen zu Präsentation ihrer Arbeiten, Privatleute Erinnerungsstücke von Hochzeit oder Geburt. Es gibt vielfältige Möglichkeiten mit Leder, Gold, Elfenbein und Co. diese Werke zu veredeln und ganz besonders zu machen.
Auch wenn Schanz vor Jahren das Unterrichten des Buchbindernachwuchses aufgegeben hat, unterrichtet sie heute immer wieder andere Interessierte. Dazu gehören zum Beispiel Privatleute, welchen sie in Kursen und Workshops beibringt, wie man Faltbücher ohne Klebstoff basteln kann.

Leider gibt es das Handwerk des Buchbinders heutzutage immer seltener. Doch für Schanz war damals der Tipp ihres Bekannten Gold wert, da sie immer noch mit viel Freude und Begeisterung ihren Beruf ausübt.

Mehr Informationen finden Sie unter (Quelle):
www.stuttgarter-nachrichten.de

Montag, 2. Januar 2017

Mehr als nur ein Friseurbesuch 

Im Herrensalon „frangis BARBER“ ist Rasieren Frauensache





Hier lassen es sich die Mänenr gutgehen: 
In Eislingen am Schlossplatz verwöhnt Angela Sajjadi das männliche Volk. Mit heißen und kalten Kompressen, duftendem Schaum, und messerscharfen Schnitt arbeitet sie seit einigen Monaten in ihrem eigenen Herrensalon „frangis BARBER“. Der bereits erarbeitete Kundenstamm ist mit ihrer Arbeit sehr zufrieden. Und das ist auch kein Wunder: Das Drumherum in ihrem Vintage-Retro-Salon begeistert die Kunden. Denn hier bekommt man nicht nur schnell eine Nassrasur und einen Herrenhaarschnitt verpasst. Mann kommt hier voll auf seine Kosten. Schon im Wartebereich liegen Motorsport- und Nachrichtenmagazine aus, in einer Vitrine findet man hochwertige Bart- und Haarpflegeprodukte, in der Raucher-Lounge können auf Wunsch Zigarren geraucht werden und nach dem Verwöhnprogramm gibt es gibt es noch einen leckeren Whisky, ein kühles Bier oder einfach eine Cola, ein Wasser oder einen Espresso.
Das männliche Ritual des Rasierens bedeutet hier Entspannung pur.


Unterstützt wird Angela Sajjadi von ihrem Partner Francesco Maniscalchi. Er nennt sich selbst den „Buchhalter“ sowie den „technischen und seelischen Berater“ und stehe natürlich auch den Kunden als Gesprächspartner zur Verfügung. Das Rasieren und Haareschneiden ist jedoch noch Frauensache in „frangis BARBER“.
 
Die 46-jährige Eislingerin Angela Sajjadi arbeitet schon seit dreißig Jahren in ihrem Beruf. Das Barbierhandwerk wurde ihr in den letzten Jahren von dem italienischen Filippo Caridi aus Schorndorf beigebracht. Anfangs hätten sich einige Besucher des Salons von Caridi schon noch gewundert, dass eine Frau das Rasiermesser schwingt, erzählt Sajjadi. Doch sie hat sich bewusst und ohne lange zu überlegen dazu entschieden in ihrem Salon ausschließlich Männer zu rasieren und frisieren. Sie habe immer nur Männern die Haare geschnitten und den Bart rasiert und außerdem seien Männer die treueren Kunden, die nicht mit Lob sparen, wenn sie zufrieden seien, so Sajjadi.
Lob und Anerkennung erntet sie jedoch nicht nur von den Herren der Schöpfung. Auch die Frauen, die ihre Gatten nach dem Salonbesuch abholen, freuen sich, dass diese wieder „gscheit“ aussehen.